Hackerkulturen der Bundesrepublik und der DDR. Vor wenigen Tagen erschien die Publikation unserer Projektmitarbeiterin Julia Erdogan. Seit den späten 1970er-Jahren entwickelten sich Hacker und Haecksen zu eigensinnigen Computer-Nutzer*innen mit einschlägigem Wissen. Sie eigneten sich das Medium spielerisch an, schufen Kontakträume und brachten sich aktiv in den Prozess der Computerisierung ein. Julia Erdogan skizziert in ihrem neuen Buch, wie die teils subversiven Praktiken Machtgefüge in beiden deutschen Staaten herausforderten.
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Neu erschienen: „Wie der Sozialstaat digital wurde“
Als erste Projektpublikation aus dem ZZF-Projekt „Wege in die digitale Gesellschaft“ ist Anfang des Monats Thomas Kaspers Dissertation „Wie der Sozialstaat digital wurde“ im Wallstein-Verlag erschienen. Thomas Kasper, geb. 1986, war von 2014-2018 wissenschaftlicher Mitarbeiter und Dokorand am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam. Dort untersuchte er die Computerisierung der Rentenversicherung im geteilten Deutschland.
Seine Dissertation erschien in der Reihe „Medien und Gesellschaftswandel im 20. Jahrhundert“, herausgegeben von Prof. Frank Bösch und Dr. Christoph Klassen. Aus dem Klappentext:
In beiden deutschen Teilstaaten gehörten die Rentenversicherungen zu den ersten Nutzern von Computern. Bereits seit Mitte der 1950er Jahre berechneten diese die Altersruhegelder im Westen, zehn Jahre später auch in der DDR. Die digitale Datenverarbeitung versprach große Rationalisierungs- und Beschleunigungseffekte. Gleichwohl führten die verschiedenen Staats- und Versicherungsformen zu einer unterschiedlichen Nutzung von Computern.
Die Studie von Thomas Kasper zeigt, unter welchen Bedingungen sich die elektronische Datenverarbeitung in der Sozialverwaltung durchsetzen konnte. Sie verdeutlicht, welchen bisher unbekannten Einfluss sie auf sozialpolitische Entscheidungen sowie auf die Arbeitsverhältnisse und den Datenschutz in beiden deutschen Teilstaaten hatte. Nach der Wiedervereinigung ließ nur die gemeinsame Nutzung der vorhandenen digitalen Strukturen die Zusammenführung beider Sozialsysteme gelingen.
Zur Verlagswebseite des Buches: https://www.wallstein-verlag.de/9783835336513-wie-der-sozialstaat-digital-wurde.html
Text: Martin Schmitt
Bild: Wallstein-Verlag
Neu erschienen: Histories of Computing in Eastern Europe
Wie lässt sich eine Digitalgeschichte Mittel-Ost-Europas schreiben? Bisherige Darstellungen zum digitalen Wandel in der Zeitgeschichte konzentrierten sich stark auf westliche Industriestaaten und Japan. Auf einer internationalen Konferenz 2018 in Poznan fragte die Working Group 9.7 der International Federation of Information Processing nach den „Histories of Computing in Eastern Europe“. Heute erschien der von Christopher Leslie und Martin Schmitt gemeinsam herausgegebene Sammelband, der eine Auswahl der besten Paper präsentiert.
Neu erschienen: Martin Schmitt – Internet im Kalten Krieg
Die Geschichte des Internet erfuhr in den vergangenen Jahren immer wieder prominent Aufmerksamkeit. Vergangene Woche erschien nun erste Publikation unseres Projektmitarbeiters Martin Schmitt, „Internet im Kalten Krieg“. In dem Buch widmet sich Martin Schmitt der Frage, wie das ARPANET und später das Internet als kybernetische Systeme im Kalten Krieg entwickelt wurden. Das Buch erscheint bei Transcript, hat 250 Seiten und kostet 29,99 Euro.
An dieser Stelle berichteten wir bereits einige Male über die Geschichte des Internet. Letzte Woche war es dann soweit: Die Monographie „Internet im Kalten Krieg. Eine Vorgeschichte des globalen Kommunikationsnetzes“ erschien nach umfangreicher Vorarbeit im Transcript-Verlag. Ein Auszug aus dem Klappentext:
Das Internet ist das dominante Kommunikationsmedium des 21. Jahrhunderts. Nicht zuletzt die Ereignisse um die Enthüllungen von Edward Snowden haben gezeigt, dass es sich zu einem Netzwerk der Freiheit wie auch der Überwachung entwickelt hat.
Wo aber liegen seine Ursprünge? Martin Schmitt bietet eine dringend notwendige Neueinordnung der Geschichte des Internet, indem er dessen Entstehung in den USA von 1967-1975 historisiert. Er verdeutlicht, wie das Internet als kybernetisches System im Kalten Krieg zwischen Gegenkultur, Wissenschaft und Militär konzipiert wurde und dass es von Anfang an sowohl emanzipatorische wie auch überwachende Tendenzen bediente.
Zur Verlagsseite: Martin Schmitt – Internet im Kalten Krieg.
BTX-Hack am 17.11.1984: Angriff der CCC-Hacker auf die Deutsche Bundespost
Vor 30 Jahren gelang es zwei Hackern des Chaos Computer Clubs (CCC) über das neue Kommunikationsnetz BTX der Hamburger Sparkasse eine empfindliche Geldsumme zu entwenden, um auf die Sicherheitslücken des Systems hinzuweisen. In Vorbereitung des Jahrestages publizierte unsere Projektmitarbeiterin Julia Erdogan einen Artikel zum Hack in der Zeitgeschichtssparte des Online-Leitmediums Spiegel ONLINE.
Jahrestage haben derzeit Konjunktur in Deutschland. Gerade erst wurde in Berlin mit einer Lichtinstallation dem Mauerfall vor 25 Jahren gedacht, schon jährt sich ein weiteres Ereignis jüngster deutscher Zeitgeschichte, das vielleicht nicht für jeden Bürger präsent ist. Am 17.11. jährt sich der BTX-Hack zum dreißigsten Mal. Mit dem BTX-System, das mit einer Kombination aus dem Fernsehgerät und einem Modem bedient wurde, wollte die Deutsche Bundespost Anfang der 1980er-Jahre Datennetzwerke auch endlich in Deutschland der Breite der Bevölkerung zugänglich machen.
Der Hack des Systems offenbarte nicht nur die eklatanten Schwächen der stark zentralisierten Architektur des Netzwerkes BTX. Es brachte mit einem Schlag eine gesellschaftliche Gruppe in das mediale Rampenlicht, die in unserer technisierten Gesellschaft bis heute Bedeutung hat: Der Chaos Computer Club. Er gilt seitdem als eine computertechnische Watchgroup für die Entwicklung und Nutzung digitaler Technologien und bleibt ein steter Mahner im Strom gedankenlos-euphorischer Computeradaption. Julian Erdogan schildert in ihrem Artikel in präziser Weise den Ablauf des Hacks, seine umstrittene Interpretation und dessen mediale Nachwirkung. Sie kommt zu dem Schluss:
Entscheidend war, dass durch den Hack das Thema Datensicherheit in BTX in der Öffentlichkeit diskutiert wurde. […] Der CCC allerdings, der seit September 1981 als loses Netzwerk existiert hatte, konnte sich nach dem Vorfall zunehmend als Institution etablieren. Hacker des CCC wurden zu gefragten Experten in puncto Datensicherheit.
Julia Erdogan: Der legendäre Klack-klack-Hack. In: Spiegel Online vom 13.11.2014. URL: http://www.spiegel.de/einestages/btx-hack-1984-angriff-der-ccc-hacker-gegen-die-bundespost-a-1002443.html [Abgerufen am 13.11.2014 um 18:39]
Bildquelle: Reinhard Schrutzki