Vom 8.-11. Oktober 2015 findet in Pisa die dritte Konferenz zur Geschichte und Philosophie des Computing statt. Ausgerichtet wird diese von der DHST Commission for the History and Philosophy of Computing. Das Call für Paper ist bereits geschlossen, die Anmeldung wird in Kürze freigeschalten.
Die Arbeit an der Geschichte des Digitalen Zeitalters ist eine Arbeit an vielen Schnittstellen. Sie ist nicht nur ein Dialog zwischen Informatikern, welche die Technologie entwickelten, sondern gleichermaßen zwischen den Sozialwissenschaftlern, Technikphilosophen und Historikern. Während die Sozialwissenschaftler oft eine erste Anamnese der Veränderungen vollzogen, halfen die Technikphilosophen bei einer gedanklichen Einordnung grundlegender Fragen und Begriffsbestimmung der Gegenwart. Den Historiker obliegt in der zeitlichen Rückschau die Aufgabe, all diese Entwicklungen zurückzubinden an ihren historischen Kontext.
Auf dritten Konferenz zur Geschichte des Computing kommen technikphilosophische mit historischen Ansätze miteinander in Dialog. Dazu konnten prägnante Keynote Speaker gewonnen werden, wie beispielsweise Alan Grier, Pierre Mounier-Kuhn oder Leonore Blum, die sich in den letzten Jahre einer Gesellschaftsgeschichte des Computing aus ganz verschiedenen Perspektiven verschrieben haben. Grier erzählte in „The Company We Keep“ die Geschichte der Entwicklung digitaler Technologie und ihrer Erfinder jenseits von Stereotypen und Heldenverehrung. Pierre Mounier-Kuhn widmete sich der Computertechnologie in Frankreich, während Leonore Blum versuchte, die Genderperspektive stärker in das Blickfeld der Digitalgeschichte zu rücken.
Nachdem der Call for Paper Ende Mai abgeschlossen wurde, liegt jetzt auch eine Liste der Beiträge vor, die zur Konferenz zugelassen wurden. Hier eine kleine Auswahl an Talks, die aus der Sicht unseres Projektes besonders interessant erscheinen:
Mate Szabo: Hungary’s Early Years in the Ryad
Vladimir Kitov, Valery Shilov and Sergey Silantiev. Anatoly Kitov: Monologue with Soviet Sachems
Elisabetta Mori. Computers and Programmed Arts in the Sixties in Italy
Mate Szabo forscht an der Carnegie Mellon University zu dem ungarischen Informatik-Pionier und Kybernetiker László Kalmár.
Anatoly Kitov war ein sowjetischer Mathematiker und wie Kalmár Kybernetiker früher Stunde.
„Elisabetta ist Teil des Liquid Cat Kollektivs das durch subversive Kunstaktionen auffällt.“
Alles in Allem zeichnen sich die eingereichten Beiträge leider eher durch einen wissenschaftshistorisch-philosophischen Schwerpunkt aus. Gefördert wird die Konferenz von den französischen National Center for Scientific Research und dem Centre pour la Communication Scientifique Directe. Im Umfeld der Konferenz findet in Pisa zeitgleich das Internet Festival statt.
Zur Webseite: http://hapoc2015.sciencesconf.org
Autor: Martin Schmitt