»Unleugbar hat sich mit der Evolution der Neuen Medien die Frage nach ihrem epistemologischen Ort zugespitzt. Erst mit dem ubiquitären Siegeszug in beinahe allen gesellschaftlichen Bereichen wurde seine Bestimmung, als universelles bzw. inklusives Medium die vormals getrennten Einzelmedien dank der digitalen Codierbarkeit integrieren zu können, tragfähig. Und mit der Verbreitung des ›persönlichen‹ Computers wurde darüber hinaus seine Funktion als neues Leitmedium zum dominanten Thema sowohl der Medienskepsis als auch der Medieneuphorie.«
Tholen, Georg Christoph (2002), Die Zäsur der Medien: Kulturphilosophische Konturen, Frankfurt a.M.: Suhrkamp. S. 19.
Kann der Computer heute noch als Leitmedium beziehungsweise als Leittechnologie unserer jüngsten Gegenwart bestimmt werden? Er arbeitete in all den Geräten, die wir tagtäglich verwenden, aber hat er dadurch nicht auch eine Veränderung in seiner Wirkungsweise erfahren? Ist es das Gleiche, einen Computer als Mainframe, als Personal Computer oder als Smartphone in der Hosentasche zu haben? Ist es das Gleiche, ob der Computer in einer kapitalistische Gesellschaft der 1980er-Jahre wirkt, oder in einer Gesellschaft von heute, die so stark von ihm geprägt zu sein scheint?
Bild: Ein Mazovia 1016 aus Polen. Es war einer der dortigen 16-Bit-Personal-Computer, der dem IBM nachempfunden war. CC-BY-SA 3.0 Martin Schmitt